Sexualität in Partnerschaften: Jede vierte Frau steht im Bett unter Leistungsdruck
Sex ist nicht einfach nur Sex – zumindest in einer Beziehung. Das zeigt die bevölkerungsrepräsentative ElitePartner-Studie 2018. Für viele bedeutet Intimität auch, vom Partner geliebt zu werden. Für jeden fünften Mann spielt Sexualität eine so wichtige Rolle, dass ihn eine dauerhafte Sexflaute zum Fremdgehen verleiten würde. Kein Wunder, dass viele Liierte – Männer wie Frauen – besorgt sind, ihren Partner sexuell nicht zufriedenzustellen.
Sex-Talk oder schmutziges Geheimnis? Nur jeder Zweite redet offen mit dem Partner über seine Wünsche
Kommunikation ist eine der wichtigsten Zutaten einer Beziehung – das ist vielen bekannt. Doch in puncto Sex geben sich deutsche Paare eher verschlossen. Nur gut jeder Zweite spricht offen mit dem Partner über seine Wünsche im Schlafzimmer. Entsprechend wenig gelingt es, die sexuelle Anziehung auszuleben. Nur 42 Prozent der Männer können die meisten ihrer sexuellen Fantasien in ihrer derzeitigen Partnerschaft ausleben. Bei den Frauen sind es etwas mehr (51 Prozent). Mit der Beziehungsdauer nimmt das Schweigen in den Betten zu – unter drei Jahren Beziehungsdauer sprechen noch mehr als 70 Prozent über sexuelle Wünsche, zwischen zehn und 20 Jahren nur noch 51 Prozent. Jede fünfte Frau und jeder dritte Mann wünschen sich mehr sexuelle Offenheit vom eigenen Partner.
„Ich rede mit meinem Partner offen über meine sexuellen Wünsche“
„Über Lust und sexuelle Wünsche offen zu sprechen, ist für die meisten unangenehm und tabuisiert“, so Diplom-Psychologin Lisa Fischbach von ElitePartner. „Dahinter steckt die Angst, sich dem Partner mit sehr intimen Inhalten zu zeigen, von ihm aber nur wenig Verständnis oder gar Ablehnung zu erfahren. Durch Schweigen geht aber ein großes Potenzial verloren, sich als Paar um eine sehr wichtige Säule für partnerschaftliche Zufriedenheit zu kümmern und Nähe zu schaffen.“
Kopfkino: Beim Sex an jemand anderen zu denken ist keine Seltenheit
Wenn Fantasien nicht ausgelebt werden können, liegt es nahe, sich das Erhoffte einfach vorzustellen. Nicht selten spielen dabei auch andere Personen als der Partner eine Rolle: Jede fünfte Frau und fast jeder dritte Mann haben sich beim Sex in ihrer aktuellen Beziehung schon jemand anderen vorgestellt. Einen eindeutigen Zusammenhang mit der Beziehungsdauer gibt es dabei übrigens nicht – auch wer frisch zusammen ist, träumt offenbar beim Sex heimlich von anderen. Eine Altersgruppe sticht dabei besonders heraus: Liierte zwischen 30 und 39 Jahren sind besonders häufig in Gedanken woanders: mit 23 Prozent der Frauen und 41 Prozent der Männer wird hier ein Spitzenwert erreicht.
„Ich habe mir beim Sex schon andere Personen vorgestellt“
n = 3.556 Liierte
Leistungsdruck im Bett: Jede vierte Frau fühlt sich beim Sex manchmal unwohl in ihrem Körper
Leistungsdruck im Job ist heutzutage fast normal – doch offenbar macht das Prinzip Leistung auch vor dem Schlafzimmer nicht Halt. Jeder vierte Liierte macht sich Sorgen, seinen aktuellen Partner sexuell nicht zufriedenzustellen, Männer (27 Prozent) ganz ähnlich wie Frauen (26 Prozent). Auch herrschende Schönheitsideale scheinen sich auf den Beziehungssex auszuwirken und zu verunsichern: Jede vierte Frau (24 Prozent) fühlt sich beim Sex in ihrer derzeitigen Partnerschaft manchmal unwohl in ihrem Körper. Bei den Männern sind es elf Prozent.
„Für Frauen und zunehmend auch Männer besteht in unserer Gesellschaft, verstärkt durch bildwirksame soziale Medien, ein hoher Druck, unter allen Umständen einen perfekten Körper vorzeigen zu können“, erklärt Psychologin Lisa Fischbach von ElitePartner. „Das hat vielfach negative Auswirkungen auf das Körpergefühl. Wer beim Sex intensiv mit seinem Aussehen und der sexuellen Performance beschäftigt ist, lässt sich nicht fallen und verwehrt sich und seinem Partner die Möglichkeit, intime Momente zu genießen.“
Sex = Liebe: Für jeden Zweiten sind Intimitäten ein Liebesbeweis
Sex ist nicht einfach nur Sex, das zeigt die ElitePartner-Studie 2018. Für knapp jeden zweiten Deutschen (45 Prozent) stellt der Liebesakt auch eine Form der emotionalen Bestätigung dar. Er vermittelt Männern wie Frauen gleichermaßen das Gefühl, geliebt zu werden. Mit der Dauer der Beziehung nimmt die emotionale Bedeutung von Sex allerdings ab. Dass Beziehungssex für viele bestätigend wirkt, kann jedoch auch Druck aufbauen. Etwa jeder fünfte Liierte berichtet, dass seine oder ihre derzeitige Partnerschaft darunter leidet, dass die Lust nachlässt.
„Zärtlichkeit und Sexualität werden von vielen Paaren als Gradmesser ihrer Liebe und Beziehungsqualität wahrgenommen“, so Psychologin Lisa Fischbach von ElitePartner, „auch weil körperliche Intimität eine besondere Form der Kommunikation ist, in der wir uns berührbar zeigen und gegenseitig bestätigen. Zum anderen ist Sex für viele ein wichtiges Grundbedürfnis. Verändert sich die Lust über die Zeit, geschieht das häufig ungleich – das ist völlig normal. Um nicht in eine Schieflage zu geraten, ist es wichtig, im Gespräch zu bleiben, keinen Druck aufzubauen oder vorschnell an der Liebe zu zweifeln.
Mehr als nur Sex: Das Liebesleben wirkt sich auch auf das emotionale Wohlbefinden in der Partnerschaft aus.
n = 3.556 Liierte
Sexlosigkeit und Fremdgehen: Knapp jeder Achte hat seinen aktuellen Partner sexuell betrogen
Eine Beziehung so ganz ohne Sex? Für jeden Zweiten ist das offenbar eine Option: 55 Prozent der Frauen und 44 Prozent der Männer geben an, dass sie in ihrer aktuellen Beziehung auch ohne Sex zufrieden wären. In puncto Treue scheiden sich beim Thema Sexlosigkeit aber die Geister – und die Bettpartner: Jeden fünften Mann würde eine dauerhafte Sexflaute dazu verleiten, fremdzugehen (20 Prozent). Bei den Frauen geht nur jede zehnte (11 Prozent) davon aus, dass Sexlosigkeit sie zur Untreue veranlassen würde. Möglicherweise aus Erfahrung: Mehr als jeder zehnte Liierte in Deutschland gibt offen zu, seinen aktuellen Partner schon einmal sexuell betrogen zu haben: Acht Prozent der Frauen und 16 Prozent der Männer hatten schon einmal ohne das Wissen ihres Partners Sex außerhalb ihrer aktuellen Beziehung.
„Inwieweit treffen die folgenden Aussagen auf Ihre aktuelle Partnerschaft zu?“
Gesamt | Frauen | Männer | |
---|---|---|---|
Ich rede mit meinem Partner offen über meine sexuellen Wünsche | 56,2 | 55,7 | 56,7 |
Auch ohne Sex wäre ich in meiner Beziehung zufrieden | 49,6 | 54,7 | 43,6 |
Ich kann in meiner Partnerschaft die meisten meiner sexuellen Fantasien ausleben | 47,2 | 51,3 | 42,4 |
Sex gibt mir das Gefühl, geliebt zu werden | 45,0 | 44,5 | 45,4 |
Unser Sexleben hat sich mit der Zeit verschlechtert | 32,7 | 31,5 | 34,2 |
Unser Sexleben hat sich mit der Zeit verbessert | 32,4 | 31,7 | 33,2 |
Ich wünsche mir mehr sexuelle Offenheit bei meinem Partner | 26,4 | 19,7 | 34,4 |
Ich habe Sorge, meinen Partner sexuell nicht zufriedenzustellen | 26,3 | 25,6 | 27,1 |
Ich habe mir beim Sex schon andere Personen vorgestellt | 24,7 | 19,7 | 30,6 |
Unsere Partnerschaft leidet darunter, dass die Lust nachlässt | 21,0 | 21,6 | 20,4 |
Beim Sex fühle ich mich manchmal unwohl in meinem Körper | 18,0 | 23,9 | 11,2 |
Eine dauerhafte Sexflaute würde mich dazu verleiten, fremdzugehen | 15,3 | 11,1 | 20,2 |
Ich hatte schon Sex außerhalb meiner Beziehung, ohne das Wissen meines Partners | 11,7 | 8,1 | 15,7 |