Politik in Beziehungen: Liebes-Aus nach Wahlentscheidung?
Am 23. Februar ist Bundestagswahl – mit potenziell erheblichen Folgen nicht nur für das Land, sondern auch für die Liebe. Das zeigt die neue, bevölkerungsrepräsentative ElitePartner-Studie 2025, für die 4.234 Liierte zum Umgang mit Politik in ihrer Partnerschaft befragt wurden. Zwar findet ein Drittel, dass Politik in der Liebe nichts zu suchen habe. Doch in 4 von 10 Partnerschaften kommt das Thema häufig zur Sprache. Bei vielen haben politische Differenzen sogar zu Streit oder Distanzierung vom Umfeld des:der Partner:in geführt. Und jede siebte Beziehung ist möglicherweise gefährdet – denn so viele würden sich trennen, wenn ihr:e Partner:in eine Partei wählt, die sie selbst strikt ablehnen.
6 von 10 Paaren sprechen offen darüber, welche Parteien sie wählen
In den meisten Beziehungen herrscht politische Transparenz: 80 Prozent der Liierten in Deutschland geben an, dass sie die politische Einstellung ihrer Partner:innen kennen. Auch ihre Wahlentscheidung teilen immerhin 6 von 10 Menschen mit ihrem:r Liebsten (62 Prozent), wie die bevölkerungsrepräsentative ElitePartner-Studie 2025 zeigt. Dies ist allerdings stark davon abhängig, wie lange Paare zusammen sind: Unter einem Jahr Beziehungsdauer spricht nur jede:r Dritte offen darüber, welche Parteien er:sie wählt (34 Prozent). Nach 1 bis 3 Jahren Partnerschaft ist es etwa jede:r Zweite (54 Prozent). Erst ab 5 Beziehungsjahren kommunizieren mehr als 60 Prozent der Liierten ihre Wahlentscheidung offen.
Zwischen Diskussion und Desinteresse: So oft reden Paare über Politik
Jenseits der Bundestagswahl gehören Diskussionen am Küchentisch und politische Anspielungen für weniger als jedes zweite Paar zum Alltag: 41 Prozent der Liierten zwischen 18 und 69 Jahren geben an, dass in ihrer Beziehung politische Themen und Meinungen häufig zur Sprache kommen. Auch hier liegen Langzeitpaare wieder vorne: Kommen im ersten Beziehungsjahr nur bei jedem dritten Paar politische Inhalte oft vor, ist es ab 10 Jahren Beziehungsdauer etwa die Hälfte. Allerdings gibt es auch Liierte, die davon überhaupt nichts wissen wollen: Jede:r Dritte findet kategorisch, Politik habe „in der Liebe nichts zu suchen“ (34 Prozent). Demgegenüber stehen jene 14 Prozent der Liierten, die sich wünschen, ihr:e Partner:in würde sich mehr für politische Themen interessieren. Vor allem einige Männer (19 Prozent) würden mehr Politikinteresse begrüßen.
Jedes fünfte Paar streitet über politische Themen
Liegt dieser unterschiedliche Umgang mit Politik am hohen Konfliktpotenzial? Darauf zumindest deuten die Ergebnisse der bevölkerungsrepräsentativen ElitePartner-Studie hin. Zwar sagt jedes vierte Paar, unterschiedliche politische Einstellungen zu haben, aber gut damit umgehen zu können (26 Prozent). Doch knapp jedes fünfte Paar hat sich schon aufgrund von politischen Themen gestritten (18 Prozent). Gerade in der Phase zwischen 3 und 5 Beziehungsjahren berichten Paare häufiger von Streit aufgrund politischer Themen (25 Prozent). Die Lösung scheint für manche zu sein, das Thema einfach auszusparen – jedenfalls geben 15 Prozent der Paare an, dass sie es bewusst vermeiden, über Politik zu sprechen.
Beziehungs-Aus nach Bundestagswahl? Jede:r Siebte würde sich bei unliebsamer Wahlentscheidung trennen
Manchmal muss es nicht die politische Einstellung des:der Partner:in sein, die für Konflikte sorgt. Auch Freund:innen oder Familienmitglieder können aufgrund ihrer politischen Einstellung zum Streitpunkt werden: 17 Prozent der Liierten möchten mit bestimmten Personen aus dem Umfeld ihres:r Partner:in wegen deren politischer Einstellung nichts zu tun haben.
17 %
„Es gibt Personen im Umfeld meines:r Partner:in, mit denen ich aufgrund ihrer politischen Einstellung nichts zu tun haben möchte“
n = 4.234 Liierte
Und ob es nach der Bundestagswahl womöglich mehr Singles gibt? Denn 14 Prozent der Liierten in Deutschland geben an, dass es für sie ein Trennungsgrund wäre, wenn ihr:e Partner:in plötzlich eine Partei wählt, die sie selbst strikt ablehnen. Vor allem für Jüngere wäre eine unvereinbare Wahlentscheidung ein Grund, die Beziehung zu beenden. Mehr als jeder vierte Mann bis Ende 30 gibt an, dass dies ein Trennungsgrund wäre (Männer 18-29: 27 %; Männer 30-39: 27 % / Frauen 18-29: 22 %, Frauen 30-39: 16 %).
Trübe Aussichten: Sorge um politische Lage beeinträchtigt Beziehungen
Bei einigen Befragten sind Meinungsunterschiede allerdings nach und nach erodiert: 36 Prozent der Paare in Deutschland geben an, dass sich ihre politischen Meinungen über die Zeit angeglichen haben und immer ähnlicher geworden sind. Das muss jedoch nicht unbedingt heißen, dass politische Themen diese Paare nicht belasten. Denn offenbar können Zukunftsängste auch die Partnerschaft trüben: 16 Prozent der Liierten hierzulande beobachten, dass Sorgen um die politische Lage im Land sich negativ auf die Stimmung in ihrer Beziehung auswirken.
36%
„Über die Zeit haben sich unsere politischen Meinungen angeglichen, sind immer ähnlicher geworden“
n= 4.234 Liierte
„Unterschiedliche Perspektiven können bereichern, doch driften Ansichten zu weit auseinander, kann es für die Liebe schwierig werden“
Das Thema Politik ist für Beziehungen sehr ambivalent, denn es kann verbinden oder entzweien“, ordnet Diplom-Psychologin und ElitePartner-Expertin Lisa Fischbach die Ergebnisse ein. „Politische Einstellungen sind eng mit tiefgreifenden Überzeugungen und Werten verknüpft. Wenn Paare eine hohe Übereinstimmung empfinden, fühlen sie sich nah, das stärkt die Wahrnehmung, als emotionale Einheit durchs Leben zu gehen und ähnlich in die Welt zu schauen. Zudem zeigt das Maß an Offenheit, sich über Politik auszutauschen, inwieweit man sich vertraut, auch mit unterschiedlichen Ansichten akzeptiert zu werden. Andere Perspektiven können dann als bereichernd erlebt werden. Driften politische Ansichten und Werte in Beziehungen allerdings zu weit auseinander, werden diese Unterschiede als trennend empfunden. Dann kann es für die Liebe schwierig werden, die andere Person wird als ‚fremd‘ und gegensätzlich erlebt. Politische Ansichten können dann sogar zum Liebes-Aus führen.
Lisa FischbachDiplom-Psychologin | Forschungsleiterin und ElitePartner-Expertin
„Wenn Sie an das Thema Politik und an politische Einstellungen innerhalb Ihrer Beziehung denken: Inwieweit treffen die folgenden Aussagen zu?“
Gesamt | Frauen | Männer | |
---|---|---|---|
Ich kenne die politische Einstellung meines:r Partner:in | 79,5 | 81,7 | 77,1 |
Wir sprechen offen darüber, welche Parteien wir wählen | 61,9 | 64,3 | 59,4 |
Politische Themen und Meinungen kommen in unserer Beziehung häufig zur Sprache | 41,0 | 40,5 | 41,5 |
Über die Zeit haben sich unsere politischen Meinungen angeglichen, sind immer ähnlicher geworden | 35,9 | 32,8 | 39,2 |
Politik hat aus meiner Sicht in der Liebe nichts zu suchen | 34,2 | 30,1 | 38,5 |
Wir haben unterschiedliche politische Einstellungen, können aber als Paar gut damit umgehen | 26,1 | 23,2 | 29,1 |
Mein:e Partner:in und ich haben uns schon wegen politischer Themen gestritten | 18,0 | 15,6 | 20,6 |
Es gibt Personen im Umfeld meines:r Partner:in, mit denen ich aufgrund ihrer politischen Einstellung nichts zu tun haben möchte | 17,1 | 14,6 | 19,8 |
Sorgen um die politische Lage im Land wirken sich negativ auf die Stimmung in unserer Beziehung aus | 15,6 | 12,1 | 19,2 |
Wir vermeiden es bewusst, in unserer Beziehung über das Thema Politik zu sprechen | 15,4 | 12,2 | 18,8 |
Wenn mein:e Partner:in plötzlich eine Partei wählen würde, die ich strikt ablehne, wäre das ein Trennungsgrund | 14,0 | 12,1 | 15,9 |
Ich wünschte, mein:e Partner:in würde sich mehr für politische Themen interessieren | 13,8 | 8,6 | 19,4 |