Offene Beziehung: Für zwei Drittel ein No-Go, doch Jüngere sind aufgeschlossener

Beziehungen| 23. August 2023

Die bessere Hälfte mit anderen teilen? Für zwei Drittel der Menschen in Deutschland kommt das nicht in Frage. Das zeigt die bevölkerungsrepräsentative ElitePartner-Studie 2023, für die 6.763 Singles und Liierte zu ihren Einstellungen mit Blick auf offene Beziehungen befragt wurden. Die Gründe für die Ablehnung sind vielfältig. Und doch: Jede:r Zehnte hat das Modell bereits ausprobiert und vor allem Männer sowie Jüngere zeigen sich aufgeschlossener. 

Männer können sich eine offene Beziehung eher vorstellen als Frauen.

n = 6.763 Singles und Liierte

11%

Frauen

23%

Männer

Offen? Abgelehnt! Für zwei Drittel kommen nur exklusive Beziehungen in Frage 

Monogamie steht noch immer hoch im Kurs – das zeigen die bevölkerungsrepräsentativen Daten der ElitePartner-Studie 2023. Für zwei Drittel der Menschen in Deutschland kommt eine offene Beziehung keinesfalls in Frage (66 Prozent). Vor allem Liierte (68 Prozent) schließen es aus, ihren:r Partner:in zu teilen (Singles: 63 Prozent). Unter allen Befragten könnte sich dagegen gerade einmal jede:r Sechste eine offene Beziehung grundsätzlich vorstellen (17 Prozent). Doch immerhin 11 Prozent haben bereits eine offene Beziehung geführt und ebenfalls 11 Prozent haben zumindest mit einem:r Partner:in darüber nachgedacht.  

„Eine offene Beziehung kommt für mich nicht in Frage“

„Ich hatte schon (eine zeitlang) eine offene Beziehung“

Singles
Liierte
6.763 Singles und Liierte (erwachsene deutsche Internetnutzer:innen). Bevölkerungsrepräsentativ quotiert und gewichtet nach Alter, Geschlecht und Bundesland.

Jeder vierte Mann kann sich eine offene Beziehung vorstellen – aber nur jede zehnte Frau  

Also alles eindeutig? Nicht unbedingt, denn es zeigen sich erhebliche Geschlechterunterschiede. Während 74 Prozent der Frauen angeben, dass eine offene Beziehung auf keinen Fall in Frage kommt, sehen es nur 59 Prozent der Männer so strikt. Umgekehrt kann sich beinahe jeder vierte Mann eine offene Beziehung grundsätzlich vorstellen (23 Prozent), während gerade einmal jede zehnte Frau Interesse an dieser Beziehungsform hat (11 Prozent). Auch als Gefallen für den:die Partner:in würden die meisten Frauen eine solche Vereinbarung nicht eingehen. Mit 12 Prozent der Frauen und 23 Prozent der Männer ist genau der Anteil, der ohnehin offen für das Modell wäre, bereit, es dem:r Partner:in zuliebe auszuprobieren. 

„Wenn mein:e Partner:in eine offene Beziehung möchte, würde ich es ihm:ihr zuliebe ausprobieren“

n = 6.763 Singles und Liierte

12%

Frauen

23%

Männer

Jüngere sind offener für Offenes 

Zugleich werden große Altersunterschiede deutlich. Jüngere zeigen sich merklich experimentierfreudiger: Jede:r vierte 18- bis 29-Jährige kann sich eine offene Beziehung grundsätzlich vorstellen (24 Prozent), gut ein Fünftel der 30- bis 39-Jährigen sieht es ähnlich (21 Prozent). Mit zunehmendem Alter sinkt der Anteil auf 17 Prozent (40- bis 49-Jährige), 13 Prozent (50- bis 59-Jährige) und schließlich 11 Prozent (60- bis 69-Jährige). Ganze 20 Prozent der Befragten unter 30 haben sogar schon aktiv über eine offene Beziehung mit einem:r Partner:in gesprochen und 14 Prozent haben das Modell ausprobiert. Auch die 30-bis 39-Jährigen liegen hier mit 14 bzw. 12 Prozent über dem Durchschnitt. 

Befragte nach Alter: „Ich habe schon mit einem:r Partner:in die Möglichkeiten einer offenen Beziehung in Erwägung gezogen“

18 bis 29 Jahre
30 bis 39 Jahre
40 bis 49 Jahre
50 bis 59 Jahre
60 bis 69 Jahre
6.763 Singles und Liierte (erwachsene deutsche Internetnutzer:innen). Bevölkerungsrepräsentativ quotiert und gewichtet nach Alter, Geschlecht und Bundesland.

Zwischen 3 und 5 Beziehungsjahren denken mehr Paare über eine Öffnung nach 

Nicht zuletzt scheint die Beziehungsdauer von Paaren einen Unterschied zu machen: So zeigen sich Liierte zwischen 3 und 5 Jahren Beziehungsdauer etwas aufgeschlossener für nicht-monogame Partnerschaften. In dieser Phase könnten sich 23 Prozent eine offene Beziehung vorstellen, 27 Prozent würden dem Modell eine Chance geben, wenn es der:die Partner:in unbedingt wollte. In den folgenden Beziehungsjahren sinkt die Offenheit dann wieder. Zugleich hat die Beziehungszufriedenheit einen Einfluss: Wer in der Partnerschaft unzufrieden ist, äußert eher Interesse an einer offenen Beziehung (26 Prozent) als das zufriedene Liierte tun (15 Prozent). Während 7 von 10 zufriedenen Liierten eine offene Beziehung grundsätzlich ablehnen (70 Prozent), sind nur 58 Prozent der unzufriedenen dagegen. 

„Eine offene Beziehung kommt für mich nicht in Frage“

n = 6.763 Singles und Liierte

70%

Zufriedene Liierte

58%

Unzufriedene Liierte

Terminprobleme und Eifersucht: 6 von 10 Befragten hätten gar keine Zeit für weitere Dates 

Die Gründe für die weitgehende Ablehnung sind vielfältig – und manchmal sogar ganz pragmatisch. Ganz oben steht dabei ein Blick in den Terminkalender. So sagen 6 von 10 Befragten, dass sie überhaupt keine Zeit für eine:n zweite:n Partner:in oder Dates neben einer Beziehung hätten (60 Prozent). Doch auch Eifersucht ist ein großes Thema: 61 Prozent der Frauen und 50 Prozent der Männer bezeichnen sich selbst als zu eifersüchtig für eine offene Beziehung. Vielleicht unter anderem auch deshalb, weil sich viele selbst nicht über den Weg trauen: Jede:r Zweite glaubt, das Risiko, sich in einer offenen Beziehung zu verlieben, sei zu groß (50 Prozent). Noch größer ist allerdings die Sorge, dass eine offene Beziehung der erste Schritt in Richtung Trennung sein könnte. 58 Prozent der Frauen und auch 51 Prozent der Männer würden den Vorschlag ihres:r Partner:in, die Beziehung zu öffnen, als Warnsignal deuten, dass er:sie bald Schluss machen könnte.  

Frauen
Männer

„Ich hätte gar keine Zeit für eine:n zweite:n Partner:in oder Dates neben einer Beziehung“

„Ich bin/wäre zu eifersüchtig für eine offene Beziehung“

„Die Gefahr, sich in einer offenen Beziehung zu verlieben, erscheint mir zu groß“

„Wenn mein:e Partner:in eine offene Beziehung vorschlagen würde, hätte ich Sorge, dass er:sie mich bald verlässt“

6.763 Singles und Liierte (erwachsene deutsche Internetnutzer:innen). Bevölkerungsrepräsentativ quotiert und gewichtet nach Alter, Geschlecht und Bundesland.

Gesellschaftliche Toleranz lässt zu wünschen übrig: Jede:r Dritte glaubt, eine offene Beziehung geheimhalten zu müssen 

Und was wäre, wenn doch? Selbst wenn sich in einer Partnerschaft zwei einig werden, diesen neuen Beziehungsweg zu beschreiten – ein beachtlicher Teil erwartet negative Reaktionen aus dem eigenen Umfeld. So würde ein Drittel der Befragten eine Öffnung der Beziehung vor Freund:innen, Familie und Co geheim halten, in dem Glauben, dass kein Verständnis da wäre.  

Ein Paar liegt unter der Bettdecke als Symbol für ein regelmäßiges und zufriedenes Sexleben

35%

„Ich würde es geheim halten, wenn ich eine offene Beziehung führen würde, da mein Umfeld (Freunde, Familie) kein Verständnis dafür hätte“

n = 6.763 Singles und Liierte

Trendpotenzial? Ein Drittel glaubt, dass offene Beziehungen häufiger werden 

Selbst wenn viele sich eine Öffnung für ihre eigene Partnerschaft nicht vorstellen können, steht jede:r Dritte dem Konzept grundsätzlich tolerant gegenüber. So meinen 29 Prozent der Befragten, es sei möglich, zwei Menschen gleichzeitig zu lieben. Und 32 Prozent glauben, dass offene Beziehungen zukünftig häufiger werden (Frauen: 29 Prozent, Männer: 35 Prozent). Auch hier prognostizieren jüngere Befragte offenen Beziehungsmodellen eine steigende Relevanz: 49 Prozent der 18- bis 29-Jährigen meint, dass diese zukünftig häufiger werden. Unter den 60- bis 69-Jährigen sehen es mit 21 Prozent nicht einmal halb so viele genauso. 

Befragte nach Alter: „Ich glaube, dass offene Beziehungen in Zukunft häufiger werdenu0022

18 bis 29 Jahre
30 bis 39 Jahre
40 bis 49 Jahre
50 bis 59 Jahre
60 bis 69 Jahre
6.763 Singles und Liierte (erwachsene deutsche Internetnutzer:innen). Bevölkerungsrepräsentativ quotiert und gewichtet nach Alter, Geschlecht und Bundesland.

ElitePartner-Psychologin Lisa Fischbach: „Wichtig ist, für sich zu erkennen, wie man in der Liebe leben möchte“ 

„Monogamie ist immer noch das favorisierte Beziehungsmodell, auch weil Moral- und Wertevorstellungen sowie der Einfluss von Religion lange Alternativen ausgeschlossen haben. Das ändert sich in Zeiten, in denen sich der gesellschaftliche Diskurs auf Diversität und Inklusion richtet. Die Gen Z scheint sich mit dem offene Beziehungsmodell tabufreier auseinanderzusetzen. Liebesbeziehungen leben im Spannungsfeld zwischen Sicherheit und Freiheit, Sexualität zwischen Vertrautheit und Abwechslung. Je nach Persönlichkeit und Lebensweise passt ein Modell besser zu den eigenen Bedürfnissen als ein anderes. Wichtig ist, für sich zu erkennen, wie man in der Liebe leben möchte.“ 

„Inwieweit stimmen Sie persönlich den folgenden Aussagen mit Blick auf Partnerschaften und deren Gestaltung zu?“ 

GesamtFrauenMänner
Eine offene Beziehung kommt für mich nicht in Frage 66,4 74,0 58,8 
Ich hätte gar keine Zeit für eine:n zweite:n Partner:in oder Dates neben einer Beziehung 59,8 63,9 55,8 
Ich bin/wäre zu eifersüchtig für eine offene Beziehung 55,1 60,5 49,9 
Wenn mein:e Partner:in eine offene Beziehung vorschlagen würde, hätte ich Sorge, dass er:sie mich bald verlässt 54,2 57,6 50,9 
Die Gefahr, sich in einer offenen Beziehung zu verlieben, erscheint mir zu groß 49,6 53,1 46,2 
Ich würde es geheim halten, wenn ich eine offene Beziehung führen würde, da mein Umfeld (Freunde, Familie) kein Verständnis dafür hätte 34,7 34,8 34,6 
Ich glaube, dass offene Beziehungen in Zukunft häufiger werden 31,6 28,7 34,5 
Ich glaube, dass man mehrere Menschen gleichzeitig lieben kann 28,9 26,3 31,5 
Wenn mein:e Partner:in eine offene Beziehung möchte, würde ich es ihm:ihr zuliebe ausprobieren 17,3 11,6 23,0 
Ich könnte mir eine offene Beziehung grundsätzlich vorstellen 17,0 10,6 23,4 
Ich habe schon mit einem:r Partner:in die Möglichkeiten einer offenen Beziehung in Erwägung gezogen 11,3 8,2 14,3 
Ich hatte schon (eine zeitlang) eine offene Beziehung 10,7 7,4 14,1 
6.763 Singles und Liierte (erwachsene deutsche Internetnutzer:innen). Bevölkerungsrepräsentativ quotiert und gewichtet nach Alter, Geschlecht und Bundesland. Angaben in Prozent. 
Informationen zur Studie
  • Art der StudieBevölkerungsrepräsentative ElitePartner-Studie 2023
  • MethodeOnline-Befragung
  • TeilnehmerErwachsene deutsche Internetnutzer:innen zwischen 18 und 69 Jahren
  • Fallzahl6.763 Singles und Liierte
  • ErhebungszeitraumOktober/November 2022
  • InstitutFittkau & Maaß
  • Region/Stadt/LandDeutschland / bevölkerungsrepräsentativ quotiert und gewichtet nach Alter, Geschlecht und Bundesland