Mann und Frau gemeinsam im Auto als Bild für Freundschaft von Mann und Frau
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Freundschaft zwischen Mann und Frau: Funktioniert das ohne Liebe?

von Helena Papadakis , 19. Februar 2018

Bernd ist glücklich verliebt, und zwar in seine Ehefrau Judith. Trotzdem gibt es da noch diese andere Frau, Janina. Mit ihr geht er regelmäßig essen, die beiden führen lange, intensive Gespräche. Mehr, sagt er, sei da nicht. Wird auch nie sein: „Janina ist nur eine sehr, sehr gute Freundin.“ Judith aber zweifelt heimlich: Ist eine reine Freundschaft zwischen Mann und Frau möglich? Ohne dass irgendwann Begehren entsteht?

Inhaltsverzeichnis:

Intensive Freundschaft zwischen Mann und Frau: Das „Harry und Sally“-Syndrom

Experten nennen es das „Harry und Sally“-Syndrom, benannt nach dem gleichnamigen Film. Darin stellt Harry diese eine These auf, die bis heute heiß diskutiert wird: „Eine Freundschaft zwischen Mann und Frau kann nie funktionieren, der Sex steht immer zwischen ihnen.“ Sally widerspricht– und setzt alles daran, um Harry vom Gegenteil zu überzeugen. Am Ende sind die beiden trotzdem ein Paar. Hatte Harry also Recht?

Männer und Frauen können befreundet sein

Die meisten Deutschen schlagen sich hier auf die Seite von Sally: In unserer ElitePartner-Studie gaben sich drei von vier Befragten überzeugt, dass Männer und Frauen Freunde sein können. Vor allem Single-Frauen (82 Prozent) geben sich hier optimistisch und glauben, dass Männer eine Freundschaft mit Frauen wollen. Am wenigsten glauben liierte Männer (66 Prozent) an eine platonische Freundschaft zwischen Mann und Frau1.

Ein gemeinsamer Nenner unter Gleichgesinnten

Der Großteil unserer Freunde hat in der Regel unser eigenes Geschlecht. Vieles daran ist sicherlich auch gesellschaftlich bedingt und durch alte Rollenmuster beeinflusst. Aber oft ist es eben doch so: Der oder die andere tickt einfach ähnlich, bei ihm oder ihr fühlen wir uns verstanden – auch deshalb, weil wir als Frau oder Mann ähnliche Erfahrungen machen und uns dazu austauschen möchten. Warum also wollen Männer überhaupt die Freundschaft mit Frauen – und umgekehrt?

Freundschaft zwischen Mann und Frau: Sie schenkt Verständnis, er Action

Zum einen gibt es natürlich nicht „die“ Frau und „den“ Mann – und in den letzten Jahrzehnten wird diese Individualität auch immer mehr in den Vordergrund gestellt. Das Geschlecht spielt für viele eine immer geringere Rolle. Darüber hinaus kann aber gerade die Andersartigkeit den Reiz einer intensiven Freundschaft zwischen Mann und Frau ausmachen. Männer schätzen oft die Feinfühligkeit von weiblichen Freundinnen als Gesprächspartnerin und Ratgeberin. Frauen wiederum suchen mitunter eben dieses Kumpelhafte im männlichen Freund: Und wenn man das andere Geschlecht besser verstehen will: Wen fragt man da besser als eben das andere Geschlecht?

Eine Freundschaft zwischen Mann und Frau allerdings bedeutet Anziehung und Nähe – und beides wiederum ist auch die Grundlage für Liebe. Kann aus Freundschaft dann auch Liebe werden? Und besteht bei jeder platonischen Beziehung zwischen den Geschlechtern die Gefahr, dass der Sex dazwischenfunkt?

Mit einem klaren Jein beantwortet Lisa Fischbach, Psychologin und Paarberaterin bei ElitePartner, diese Frage: Die Freundschaft zwischen Mann und Frau – wenn beide heterosexuell sind – „ist ein anspruchsvolles Vorhaben mit großen Herausforderungen“, erklärt sie. Damit das Experiment gelingt, müssen sich beide an gewisse Vorschriften halten.

Sich mögen statt lieben: 5 Regeln für die Freundschaft zwischen Mann und Frau

1. Die Freundschaft zwischen Mann und Frau basiert auf gemeinsamen Interessen

Mann und Frau lieben beide französische Filme, Langlauf oder Wagner-Opern? Das könnte eine gute Ausgangsbasis für eine rein platonische Beziehung sein. Ebenso, „wenn es zum Beispiel einen kollegialen Hintergrund und damit Themen gibt, die man im Alltag teilt, etwa eine Freundschaft an der Uni mit einem Kommilitonen oder bei der Arbeit mit einem Kollegen“, so Elitepartner-Expertin Lisa Fischbach. Kurz gesagt: „Solange das Gegenüber eine klar umrissene Aufgabe erfüllen darf, gibt es auch eine stabile Grundlage für die Freundschaft zwischen Mann und Frau. Dann hilft er bei Reparaturen, und sie ist seine Kummerkasten-Tante.“

2. Der andere wird nicht als erotisch attraktiv empfunden

Ein Punkt, der Frauen offensichtlich leichter fällt als Männern, denn sie bezeichnen ihren platonischen Freund nur selten als physisch anziehend. Männer dagegen sind eher mit Frauen befreundet, die sie auch äußerlich attraktiv finden. Doch eine völlige Sicherheit gibt es hier nicht, warnt Lisa Fischbach: „Selbst, wenn die Biochemie zunächst nicht zu stimmen scheint, kann die Friendzone zu einer überraschenden Nähe führen, die plötzlich in eine körperliche Anziehung umschlägt, die beide vorher nie für möglich gehalten hätten.“

3. Beide sind anderweitig liiert

Wollen Männer eine Freundschaft mit Frauen ist das eher möglich, wenn sowohl er als auch sie sich in einer emotional wie sexuell glücklichen Beziehung befinden. Gilt das allerdings nur für einen von beiden, ist das Gleichgewicht nicht gegeben, dass für den Drahtseilakt platonische Liebe nötig ist.

4. Intensive Freundschaft zwischen Mann und Frau: Es war noch nie Liebe

Lass uns Freunde bleiben“ ist ein Satz, der manchmal nach einer Trennung fällt. Doch genau das gelingt nur den wenigsten Ex-Paaren. Die Liebe mag erloschen sein, doch immer besteht die Möglichkeit, dass das Feuer – wenigstens bei einem von beiden – wieder neu entfacht wird und derjenige sich verliebt.

5. Möglichst nicht anfassen

Freundschaften zwischen Mann und Frau bringen eine große Vertrautheit und Nähe mit sich. Und schon lehnt sie sich an seine Schulter beim gemeinsamen Fernsehen, hält er sie in den Armen beim Tanzkurs. Wenn dann noch ein Glas Wein zu viel im Spiel ist, kann eins zum anderen führen – und schon ist es passiert. Der Weg zurück zur Freundschaft gelingt dann in den seltensten Fällen.

Fazit: Freundschaften zwischen Mann und Frau werden beliebter

„Das Harry und Sally-Prinzip stimmt heute nur mehr bedingt“, glaubt Paar-Beraterin Lisa Fischbach. „Inzwischen haben sich die typischen Geschlechterrollen aufgelöst und man findet befreundete Männer und Frauen häufiger.“

Solange bestimmte Regeln für die Freundschaft zwischen Mann und Frau eingehalten werden, ist diese möglich und keiner von beiden investiert emotional mehr als der andere. Wenn sie gelingt, ist diese Art der Beziehung etwas Wunderschönes, da sie das Leben ungemein bereichert. Auch Ehepartner dürfen einander – möglichst eifersuchtsfrei – so eine Freundschaft gönnen, denn sie entlastet tatsächlich die Liebesbeziehung. Kein Partner kann dem anderen alles bieten. Die Freundschaft zwischen Mann und Frau fängt so ein Defizit auf, bevor es die Liebe tatsächlich bedroht. Dank gegengeschlechtlicher Freundschaften „bekommt man eine andere, neue Perspektive auf die unterschiedlichsten Dinge“, erklärt Psychologin Lisa Fischbach. Und das wiederum macht attraktiver – auch für den eigenen Partner.