Mann und Frau umarmen sich als Zeichen für sexuelle Anziehung
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Sexuelle Anziehung: Was Menschen sexuell anziehend finden

von Julia Rieske , 16. Februar 2018

„Ich weiß nicht, was mit mir los ist“, klagt Vanessa ihrer besten Freundin gegenüber. „Er ist überhaupt nicht mein Typ. Und doch zieht mich irgendetwas zu ihm.“ Vielen anderen Frauen würde Mark gar nicht weiter auffallen, doch wenn Vanessa mit ihm in einem Raum ist, knistert die Luft, die sexuelle Anziehung ist immens. Doch wenn es keine Liebe ist, fragt sich Vanessa: Was ist es dann? 

Inhaltsverzeichnis:

Die Psychologie der sexuellen Anziehung

Ja, was ist los, wenn Hirn und Herz das eine sagen, der Körper aber etwas Anderes will? Wenn wir uns in Gegenwart dieses einen Menschen gar nicht mehr wiedererkennen? Und wenn wir in der ersten Kennenlernphase lichterloh in Flammen zu stehen scheinen und die Hände nicht vom Partner lassen können? Sexuelle Anziehung ist die Erklärung – jene Kraft, die uns wie magisch zu einem anderen Menschen hinzuziehen scheint, Widerstand zwecklos. Ist die sexuelle Anziehungskraft auch eine gute Basis für eine langfristige Beziehung? Psychologen wissen: Menschen können sich auf verschiedenen Ebenen zueinander hingezogen fühlen: mit dem Verstand, dem Gefühl und eben auch mit dem sexuellen Begehren. 

„Die Gründe, warum es zwischen zwei Menschen funkt, sind hoch komplex. Vieles läuft unbewusst ab. Und gerade zu Beginn bestimmt die körperliche Ebene die sexuelle Anziehung. Verlieben wir uns dann ineinander, beginnen alle damit verbundenen biochemischen Prozesse, die Ausschüttung ganz spezieller Hormone. Diese regeln vieles in Sachen Harmonie. Wir blenden Dinge aus, die uns am anderen eigentlich nicht so gut gefallen und fokussieren unsere Wahrnehmung mehr und mehr auf unser Gegenüber.“ 

Lisa Fischbach, Psychologin und Forschungsleiterin bei ElitePartner

Sexuelle Anziehung ist nicht das Einzige, was zählt 

Unsere Zahlen und Fakten verraten mehrere Wahrheiten: Was wir vor allem in einem potenziellen Partner suchen, ist nicht der Sex. 90 Prozent – der Befragten unserer ElitePartner-Studie1 gaben an, dass sie bei der Suche nach einem neuen Partner statt sexueller Anziehung am meisten Wert auf Eigenschaften wie Treue, Warmherzigkeit, Humor, Intelligenz und Zärtlichkeit legen: Attribute, die grundlegend sind für eine glückliche Beziehung auf Augenhöhe. Doch drei von vier Befragten – Männern wie Frauen – ist auch wichtig, dass der neue Freund beziehungsweise die neue Freundin ein guter Liebhaber beziehungsweise eine gute Liebhaberin ist. Die körperliche Anziehung differenziert sich also deutlich von dem Phänomen Asexualität, bei der der Reiz nicht vorhanden ist. 

Eine Auswahl an Eigenschaften, die bei der Partnerwahl wichtig sind

treu
warmherzig
humorvoll
gefühlvoll, zärtlich
intelligent
gute/r Liebhaber/in

Anzeichen für sexuelle Anziehung: Was uns am Partner wirklich wichtig ist

Zu wem uns dieser Magnet zieht, können wir nicht bewusst steuern: Studien zufolge sind es meist Menschen, die uns selbst oder auch dem gegengeschlechtlichen Elternteil ähnlich sehen. Generell lösen Menschen mit symmetrischen Gesichtszügen eher eine sexuelle Anziehung aus. Wer eine unnahbare Frau oder ein unnahbarer Mann ist, hat mehr Sexappeal als derjenige, der sichtbar auf der Suche ist. 

Aber nicht nur das Äußere, sondern auch Intelligenz kann diese intime Kraft auslösen: Sapiosexualität nennen Experten das Phänomen, dass Menschen sich zu jemandem erotisch hingezogen fühlen, der durch seinen Intellekt verzaubert. 

Dank sexueller Anziehung kommt das ganze biologische Flirtprogramm ins Rollen. Die Anzeichen sind daher ganz elementar: 

  • wir scheinen nicht mehr klar denken zu können 
  • das Herz schlägt schneller 
  • der Muskeltonus erhöht sich 
  • die Handflächen schwitzen 
  • die Pupillen weiten sich 
  • die Haut ist besser durchblutet, die Wangen röten sich 

Sexuelle Anziehung: Was spricht Männer an

Zu welchem Typ Frau fühlen sich Männer hingezogen? Folgendes weiß die Forschung dazu: 

  • Attraktive Frauen haben feminine Gesichtszüge, kleines Kinn und schmale Augenbrauen – all das deutet auf einen höheren Östrogenspiegel hin und erhöht die sexuelle Anziehungskraft. 
  • Auch eine höhere Frauenstimme wirkt anziehend. 
  • Auf Frauen mit roter Kleidung sprechen Männer eher an. 
  • Sanduhrfigur: Männer bevorzugen bei Frauen ein Taille-Hüft-Verhältnis von ungefähr 0,7 (Taillenumfang beträgt 70 Prozent vom Hüftumfang). 
  • Eine Frau mit nettem Lächeln nimmt Männer schneller für sich ein. 
  • Kurios: Ist der Mann hungrig, fühlt er sich eher zu Frauen mit Rundungen hingezogen. 

Sexuelle Anziehung: Was spricht Frauen an?

Und von welchen Merkmalen fühlen sich Frauen angezogen? Auch das hat die Forschung untersucht: 

  • Frauen bevorzugen Männer mit breitem Kiefer und markanten Augenbrauen – beides deutet auf für einen hohen Testosteronspiegel hin und ist damit ein Signal für sexuelle Anziehung. 
  • Auch eine tiefe Stimme erzählt Frauen vom höheren Level des Männlichkeits-Hormons. 
  • Vor allem in der Phase des Eisprungs reagieren Frauen auf Männer mit ausgeprägt maskulinen Merkmalen. Nehmen sie dagegen die Pille, fühlen sie sich eher hingezogen zu Männern mit weniger männlichen Gesichtszügen. 
  • Mit einem Taille-Hüft-Verhältnis von 0,9 (Taillenumfang beträgt 90 Prozent vom Hüftumfang) ist ein Anzeichen für sexuelle Anziehungskraft gegeben, da Männer so besonders attraktiv auf Frauen wirken
  • Im Vergleich zu glattrasierten Gesichtern bevorzugen Frauen Männer mit Drei-Tage-Bärten. Unbewusst halten sie Männer mit Bartwuchs für fürsorglichere Väter, glauben Wissenschaftler. 
  • Lächeln ist für Männer überraschenderweise kein Muss – eine stolze Haltung wird von Frauen eher als sexuell anziehend wahrgenommen. 

Sexuelle Anziehung: Eine Basis für eine gute Beziehung?

Auch wenn die meisten Paare in den ersten Wochen und Monaten der Liebe meist kaum das Bett verlassen: In der Regel nimmt die sexuelle Anziehung wieder ab, und beide laufen irgendwann wieder im Normalbetrieb. Nun zeigt es sich, ob ihr als Paar auch auf den anderen Ebenen zueinander passt. Wenn die Hormone leiser werden, kommen endlich Herz und Hirn wieder zu Wort: Wie sehr harmoniert ihr außerhalb des Schlafzimmers? Wie groß ist der Gleichklang, könnt ihr einander vertrauen und euch auch seelisch nahe sein? Aus Begierde wird bestenfalls Nähe und Intimität, was für eine Beziehung langfristig eine ideale Basis ist. 

Manchmal zeigt sich nach dem Abklingen der hormonellen Ausnahmesituation aber auch, dass es eben nur sexuelle Anziehung war, die euch zusammengehalten hat – ist sie verschwunden, fehlt der Beziehung das Fundament. Im Gegenzug gibt es auch Paare, die diese sexuelle Anziehungskraft nie so extrem gespürt haben – aber auf intellektueller und seelischer Ebene so gut harmonieren, dass sie einander trotzdem wunderbar nahe sind. 

Je mehr ihr letztendlich geistig, emotional und auch körperlich zueinander passt, desto besser sind die Aussichten für die Langlebigkeit einer Beziehung. Und desto größer die Chance, dass die sexuelle Anziehung lange bestehen bleibt.